SPD Waiblingen

SPD trauert um Manfred Wende

Veröffentlicht am 08.08.2015 in Nachruf

Manfred Wende (Mitte), * 23.12.1927 in Breslau, † 03.08.2015 in Stuttgart - mit Klaus Riedel (rechts), damaliger Fraktionsvorsitzender und Jörg Buchholz (links), Ortsvereinsvorsitzender.

Die Sozialdemokraten trauern um Manfred Wende. Er verstarb am 3. August in Stuttgart.

Manfred Wende, Träger des Bundesverdienstkreuzes Erster Klasse der Bundesrepublik Deutschland, trat 1962 in die SPD ein und war seit 1966 stellvertretender Vorsitzender des SPD-Kreisverbandes Waiblingen. Er war von 1965 bis 1969 Ratsmitglied der Stadt Reutlingen und von 1971 bis 1973 Kreistagsmitglied des Kreises Waiblingen. Nach der Kommunalen Neugliederung war er von 1973 bis 1978 Kreistagsmitglied des Rems-Murr-Kreises. Dem Deutschen Bundestag gehörte er von 1969 bis 1976 an. Im Parlament vertrat er den Wahlkreis Waiblingen.

Unser Foto zeigt Manfred Wende bei der Jubiläumsveranstaltung des Waiblinger Ortsvereins im Dezember 2013.

Die Trauerfeier findet im engsten Familienkreis statt.

Aus Anlass seines Todes veröffentlichen wir den Beitrag aus unserer Jubiläumsschrift "125 Jahre SPD Waiblingen".

Jörg Buchholz
SPD Waiblingen
-Ortsvereinsvorsitzender-

 

Manfred Wende - Stimmenkönig 1969 und 1972

Die 47 Prozent Erststimmen bei der Bundestagswahl 1969 waren trotz des allgemeinen Hochs der SPD in diesen Jahren eine kleine Sensation für den Wahlkreis Waiblingen. Bundesweit hatte er damit die höchste Differenz zwischen den Erst- und Zweitstimmenanteil errungen.

Manfred Wende sieht das auch heute noch ganz nüchtern: "Die SPD genoss auf Bundesebene eine hohe Akzeptanz, ich selbst war auf dem Höhepunkt meiner beruflichen Tätigkeit als Rundfunkreporter und im Wahlkreis hat das Wahlkampfteam hervorragend gearbeitet."

Heinz Bormann war Kreisvorsitzender der SPD. die damaligen 53 Delegierten des Kreises konnten sich für einen von drei Kandidaten entscheiden: Helmut Schuhmann, Rolf Kögel oder Manfred Wende. Heinz Bormann: "Wir entscheiden zwischen drei Männern von gleicher politischer Qualifikation: Heute sind nicht Wünsche, sondern Fakten maßgebend: Wer die größte Chance hat, das Direktmandat zu gewinnen, soll gewählt werden."

Manfred Wende damals in seiner Vorstellungsrede: "Hauptziel der Politik in der BRD muss es sein, der Welt zu beweisen, dass hier keine verstaubte, revanchistische Gesellschaft zuhause ist, die alte Grenzen wieder erreichen will. Hier leben Menschen, die dem Frieden dienen wolen." Schon im ersten Wahlgang erhielt er die notwendige Mehrheit.

Manfred Wende wurde 1927 in Breslau geboren. 1962 trat er in die SPD ein. Mit seiner Familie lebte er im Waiblinger Waldmühlenweg. Für einige Jahre zog er nach Reutlingen, wo er auch SPD-Stadtrat war. Nach der Wahl 1969 kam er dann wieder zurück in den Wahlkreis. Seit 1948 war Manfred Wende Reporter und Journalist beim damaligen Süddeutschen Rundfunk. Bei der Bundestagswahl 1972 holte er ebenso souverän, wie 1969, das Direktmandat. 1976 konnte er aus gesundheitlichen Gründen nicht mehr kandidieren. Er lebt seitdem in Stuttgart.

Manfred Wende erinnert sich an viele Begebenheiten und Begegnungen aus seiner politisch aktiven Zeit. Er hatte den 2. Weltkrieg mitgemacht und sagt noch heute: "Damals wie heute bin ich davon überzeugt, dass wir unsere Demokratie nie wieder gefährden dürfen und wir müssen alles tun, dass es hier nie wieder einen Krieg gibt." Das klingt auch heute noch leidenschaftlich und überzeugend. Für ihn gab es keine Alternative zur Ostpolitik von Willy Brandt. "Der Ausgleich mit dem Osten, vor allem mit Polen, war für das Erreichen unserer Ziele unabdingbar." Diese eindeutige Haltung brachte ihm nicht nur Freunde.

So wurde er aus der "Landsmannschaft der Vertriebenen" ausgeschlossen. Ein Schorndorfer Kaufmann sagte 1970 in einem Gespräch mit der Waiblinger Kreiszeitung zu dieser Haltung: "Wer Manfred Wende künftig eine Stimme gibt, dem möge die Hand verdorren."

Eine Stimme und einen Auftrag bekam er dann von Herbert Wehner. Manfred Wende: "Herbert Wehner beauftragte in persönlichen Gesprächen einige Bundestagsabgeordnete mit speziellen Aufträgen." Eines Tages sagte er mir: "Manfred, du hältst die Kontakte zu den Sozialdemokraten in Polen. In der Folgezeit war ich mehrmals in Polen. Natürlich war das in dieser Zeit alles geheim."

Zu Hause im Wahlkreis war mit dem Mandat viel Arbeit verbunden. Straßenbauprojekte waren damals von hoher Bedeutung. Dabei ging es unter anderem auch um die lange geplante und von vielen gewünschte Autobahn durch den Rems-Murr-Kreis. Beim damaligen Verkehrsminister Leber setzte er sich für dieses Projekt ein. Für die Einführung der Künstler-Sozialversicherung hatte er sich sehr engagiert.

Und das war die Zeit, in der auf höchster politischer Ebene Themen behandelt wurden, an die wir uns heute kaum noch erinnern, wie die Rechte der Frauen, das gerechtere Scheidungsrecht, die Stellung unehelicher Kinder, Schulpolitik und Ähnliches. Manfred Wende erinnert sich gut an die Debatten im Bundestag, in der Bevölkerung und besonders auch mit den Kirchen, er erzählt davon: "Von uns wurde der Fortschritt erwartet, die Gesellschaft zu modernisieren und es ging darum, Tabuthemen öffentlich zu machen. Aber die Konservativen hatten eine große Unterstützung im Land, sie wollten nichts verändern. Wir wollten damals auch schon die Gesamtschule." Für das politische Engagement und für die darüber hinaus gehenden ehrenamtlichen Tätigkeiten bekam er das Bundesverdienstkreuz Erster Klasse. Wir erleben einen Manfred Wende, der sich aus dem politischen Geschäft zurückgezogen hat. Viele Mitstreiter leben nicht mehr. Wir erleben aber auch einen Manfred Wende, der sich gut und gerne an seine politisch aktive Zeit erinnert und der authentisch über diese Zeit spricht. Er erinnert sich an viele Personen der damaligen SPD in Waiblingen.

Nicht mehr mit der Dynamik und der ausgewiesen guten Rhetorik früherer Jahre spricht er, seine Stimme ist eher leise. Er war ein überzeugter "Friedenspolitiker", einer, der zu 100 Prozent hinter Willy Brandt und seiner Versöhnungspolitik stand. Seine Augen glänzen, wenn er von der Veranstaltung im Jahr 1976 mit Willy Brandt auf dem überfüllten Waiblinger Rathausplatz sprach. An Herbert Wehner erinnert er: "Man konnte sich auf ihn verlassen, er war immer ehrlich."

Als Manfred Wende 1976 aus gesundheitlichen Gründen nicht mehr für den Deutschen Bundestag kandidieren konnte, wurde Hermann Scheer sein Nachfolger.

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