Alfred Leikam wurde im Mai 1945 von der Militärregierung als Kommissarischer Bürgermeister in Korb und in Kleinheppach eingesetzt. Er war damals 29 Jahre alt und hatte sechs Jahre im Konzentrationslager Buchenwald verbracht, weil er sich gegenüber der nationalsozialistischen Gemeindeverwaltung in Korb als bekennender Christ und Gegner des NS-Regimes bekannt hatte. Im Konzentrationslager hatte er alle Schrecknisse und Brutalitäten durchgestanden. Nachdem er im November 1943 frei kam, ist er nach Waiblingen in die Kurze Straße 40 gezogen. Nach dem Krieg wurde Leikam als geschäftsführender Vorsitzender der Waiblinger Spruchkammer eingesetzt, die die Entnazifizierung vorantreiben sollte, was ihm viele Anfeindungen entgegenbrachte. Er selbst wurde vor der Spruchkammer als Verfolgter anerkannt.
Ab 1949 arbeitete Leikam wieder in seinem erlernten Beruf als Bezirksnotar auf dem Notariat Waiblingen. Dort blieb er, bis er 1961 an das Notariat in Schwäbisch Hall wechselte. Dort, in Schwäbisch Hall, erinnert man sich an Alfred Leikam noch heute. Nach ihm wurde eine Straße benannt und sogar ein Blockheizkraftwerk trägt seinen Namen. In Waiblingen aber droht er in Vergessenheit zu geraten, obwohl er bekennender Christ und Nazigegner war, sechs Jahre im Konzentrationslager gelitten hatte und posthum vom Staate Israel als „Gerechter unter den Völkern“ ausgezeichnet wurde. Im Sinne einer Erinnerungskultur, die einen würdigen Umgang mit der Geschichte pflegt, sollten wir in Waiblingen darüber nachdenken, nach Alfred Leikam zentrumsnah eine Straße oder einen Platz zu benennen. Dies wäre sicher ein Signal, einen Menschen zu ehren, der mit seinen Überzeugungen sein eigenes Leben riskierte mit dem Ziel einer freien und demokratischen Gesellschaftsordnung.
