SPD Waiblingen

Matinée zum Gedenken an Hermann Scheer mit Gernot Erler

Veröffentlicht am 01.05.2019 in Veranstaltungen

Diplomatische Lösungen müssen wieder im Vordergrund stehen. Das war das Fazit der Rede von Gernot Erler auf der Matinée zum Gedenken an Hermann Scheer am 28. April 2019 im Waiblinger Bürgerzentrum. Hermann Scheer war bis zu seinem Tod SPD-Bundestagsabgeordneter im Wahlkreis Waiblingen. Er war ein Vordenker der globalen Energiewende und der erste Parlamentarier, der mit dem Alternativen Nobelpreis ausgezeichnet wurde. Am Tag nach der Matinée wäre er 75 Jahre alt geworden. Aus diesem Anlass veranstaltete der SPD-Ortsverein Waiblingen, dessen Vorsitzender Hermann Scheer von 1976 bis 1980 gewesen war, gemeinsam mit der Hermann-Scheer-Stiftung die festliche Matinée.

Gernot Erler war bis 2017 Bundestagsabgeordneter in Freiburg und Staatsminister im Auswärtigen Amt. Er war ein langjähriger Freund Hermann Scheers und erzählte, dass er ihm als Vorsitzender des Bundestagsunterauschusses für Abrüstung nachgefolgt war. Egon Bahr hatte die Gründung dieses Auschusses angeregt und war sein erster Vorsitzender. Ihm folgte Hermann Scheer bis zu seinem Tod 2010. Hermann Scheer hatte seine Karriere als Außenpolitiker begonnen erklärte Gernot Erler und seine Position zur Energiewende war bis zum Schluss vor allem friedenspolitisch motiviert. Er sah in den Atomwaffen und in der Atomenergie die größte Gefährdung für den Bestand der Menschheit. Auch die Abhängigkeit vom Öl führte zu zahlreichen Kriegen. Seine Suche nach Frieden führte ihn schließlich zur Erkenntnis, dass diese Konflikte nur gelöst werden können, wenn die Energieversorgung weltweit auf Sonnen-, Wind- und weitere Eneuerbare Energieformen umgestellt wird.

Gernot Erler zeichnete ein kenntnisreiches Bild der Weltlage. Der vermeintliche Sieg des westlichen Demokratiemodells am Ende des Kalten Kriegs erwies sich als Illusion. Der Anschlag auf New York und Washington an "Nine-Eleven" zeigte, wie verwundbar die vermeintlich letzte Supermacht USA war. China hatte sich schon seit den siebziger Jahren still und heimlich zur dritten Supermacht entwickelt, dabei militärische Konflikte vermieden und sich auf den Handel konzentriert. Europa hat die Chance vertan, ein dauerhaft gutes Verhältnis zu Russland aufzubauen. Die Zeit unter Gorbatschow und Jelzin war innenpolitisch eine chaotische Zeit, in der viele Menschen in Russland im wörtlichen Sinn hungern mussten. Putin beendete das Chaos und Europa hätte ihn zu Beginn mehr unterstützen müssen.

Der Aufstieg Chinas und das Beispiel Putins führte dazu, dass autoritäre Regimes für viele Menschen attraktiv wurden. Nicht nur in der Türkei, sondern auch in europäischen Staaten wie Ungarn. Schließlich haben sogar die Amerikaner einen autoritären Präsidenten gewählt, was vor bis dahin undenkbar war. Trump vertritt die Vorstellung, dass überstaatliche Organisationen unnötig sind und die Staaten untereinander verhandeln sollen. Aber die Umweltprobleme machen internationale Organisationen immer wichtiger. Es ist genau so gekommen, wie Hermann Scheer immer befürchtet hatte: Staaten, die gegeneinander statt miteinander arbeiten, gefährden den Frieden und damit das Überleben der Menschheit.

Doch ist die Lage keineswegs ausweglos, betonte Gernot Erler. Wenn die überstaatlichen Institutionen wieder gestärkt werden, kann die Abwärtsspirale gestoppt werden. Elemente dazu sind: Im Sicherheitsrat der UNO müssen allen Kontinente als ständige Mitglieder vertreten sein. Die EU muss wieder eine Solidargemeinschaft werden, in der die Starken die Schwachen unterstützen. In einem "Helsinki 2 Prozess" könnten sich Europa und Russland wieder auf eine positive Zusammenarbeit einigen. Der Westen könnte mit gutem Beispiel voran gehen, indem er seine Waffen und Manöver in einem ersten Schritt einseitig reduziert.

Der Vorsitzende der SPD im Kreistag, Klaus Riedel, hielt das erste Grußwort. Er hatte sich seit Beginn der 70er Jahre gemeinsam mit Hermann Scheer in der SPD engagiert. Hermann Scheers Engagement für Erneuerbare Energien wurzelte nicht in umweltpolitischen Erwägungen, sondern in der Bedrohung durch Atomwaffen. Diese Waffen sind bis heute eine Bedrohung für die Menschheit. Hermann Scheer erkannte, dass der Umstieg auf Erneuerbare Energien die zwei größten Bedrohungen der damaligen Zeit beseitigen konnte: Die Abhängigkeit von Atomkraft und von Erdöl. Nur wenn alle Staaten auch keine Kernkraftwerke mehr hätten, wäre die Abrüstung wirklich glaubhaft. Klaus Riedel erinnerte daran, dass Hermann Scheer auch immer wieder für eine neue politische Kultur plädiert habe, in der neue und originelle Idee begrüßt würden. Seine Bücher seien bis heute aktuell.

Nina Scheer hielt das zweite Grußwort. Die Tochter von Hermann Scheer sitzt heute selber im Bundestag. Sie erinnerte daran, dass ihr Vater früh erkannt hatte, dass sich Staaten nur Kernkraftwerke bauten, um sich eine Option auf Atomwaffen offen zu halten, vielleicht auch erst in ferner Zukunft. Darum hatte er sich immer gegen konsensuale Lösungen ausgesprochen, die allen Energiearten einen Anteil an der Energieversorgung zugestehen. Er hatte auch immer vorausgesehen, dass es erhebliche Widerstände gegen den Umstieg auf Erneuerbare Energien geben würde. Die derzeitigen Diskussionen in Deutschland bestätigen seine Befürchtungen. Leider gibt es auch unter den "Friday for Futur"-Demonstranten Vertreter, die Atomkraft als Lösung der Emissionsprobleme sehen.

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