SPD Waiblingen

Seenotretter: Einsatz im Mittelmeer

Veröffentlicht am 27.10.2018 in Presseecho

Wir freuen uns sehr, dass die WKZ unsere LIFELINE-Veranstaltung besucht hat und in der heutigen Ausgabe vom 27.10.2018 dieser Artikel vom Redaktionsmitglied Keziban Bitek dazu in der WKZ erschienen ist - im Folgenden der Artikel der WKZ

Seenotretter Mattes Szodrak (links) betreut an Bord der Mission Lifeline gerettete Flüchtlingskinder. Foto: Fabian Melber

Ein ehrenamtlicher Helfer der Mission LIFELINE berichtet bei der SPD von seiner Arbeit

“Mehr als 150 Leute, darunter Frauen, Kinder und Männer jeglichen Alters, in einem Schlauchboot im Mittelmeer. Kein seltener Anblick für Seenotretter Mattes Szodrak aus Stuttgart, der auf Einladung der Waiblinger SPD seine Arbeit vorstellte. Mit anderen Ehrenamtlichen von der Mission Lifeline rettet er Flüchtlinge auf dem Mittelmeer.

Beruflich arbeitet der 35-jährige Mattes Szodrak im Rettungsdienst. Aber auch in seinem Jahresurlaub engagiert er sich in der Rettung von Menschen – eben auf hoher See. Nicht immer, wenn Menschen in Not sind, ist eine Rettung möglich: „Wir haben das Material, wir haben die Leute und wir können nichts machen. Wir müssen hinnehmen, dass Menschen dort sterben“, sagt der gebürtige Rostocker über die schlechten Bedingungen bei Einsätzen im Mittelmeer. „Für einen Retter gibt es nichts Schlimmeres, als wenn ihm die Hände gebunden sind.“

Die Seenotretter berufen sich auf das gültige Seerecht, wonach Menschen in Seenot vor dem Tod durch Ertrinken gerettet werden sollen. „Wir wollen für alle ein Leben in einer humanen, solidarischen und menschenwürdigen Gesellschaft ermöglichen.“ Unabhängig davon, ob Menschen vor Folter, Vergewaltigung, politischer oder religiöser Verfolgung oder Hunger fliehen, hätten sie das Recht, in humanen Bedingungen zu leben.

Freude über die Ankunft der Retter kann gefährlich sein

Der Rettungseinsatz im Mittelmeer ist klar strukturiert. Wenn auf dem Radar oder mit Hilfe von Ferngläsern ein Flüchtlingsboot entdeckt wird, geben die Aktivisten eine Nachricht an das „Maritime Rescue Coordination Center“ in Rom, die Rettungsleitstelle für Einsätze im Mittelmeer, geben die Koordinaten des gefundenen Bootes an und warten auf Anweisungen. Wenn die Retter mit Schnelleinsatzbooten der Mission Lifeline ins Einsatzgebiet fahren, haben sie 180 Rettungswesten, einen medizinischen Notfallrucksack, ihre Pässe, Satellitentelefon und Proviant dabei.

Am Einsatzort angekommen, achten die ehrenamtlichen Seenotretter darauf, von hinten an das Flüchtlingsboot heranzufahren. Damit werde verhindert, dass sich Insassen, die sich über die Ankunft der Retter freuen, im Überschwang auf eine Seite des Bootes begeben und dieses kentern könnte. Ein ähnlicher Vorfall ereignete sich vor zwei Jahren im Einsatz der italienischen Rettungskräfte. Nach dem Kentern des Flüchtlingsbootes kamen 400 Leute ums Leben.

Auch die Toten werden mitgenommen

Wenn die Seenotretter der Mission Lifeline das Boot nachts entdecken, halten sie sich laut Mattes Szodrak grundsätzlich im internationalen Gewässer, 24 Seemeilen vor der libyschen Küste, auf. Nach der Kontaktaufnahme mit den Bootsinsassen, wird die gesamte Anzahl der Menschen, Verletzten und Toten an Bord erfragt. Falls zusätzliche Helfer benötigt werden, ruft die Besatzung weitere Schiffe im Umkreis über Funk zur Hilfe. Jeder, der sich im internationalen Gewässer befindet, ist verpflichtet, den internationalen Seenotrettungskanal zu hören.

Im weiteren Ablauf werden Rettungswesten an die Flüchtlinge verteilt. Daraufhin werden sie vom Schlauch- oder Holzboot an Bord des Rettungsschiffes befördert. Zuerst sind Verletzte, Kinder und Frauen an der Reihe. Verletzte und Kranke werden in einem Behandlungsraum, der ausgestattet ist wie ein Notarzteinsatzfahrzeug, medizinisch versorgt und behandelt. Nach dem Abtransport bleibt keiner im Flüchtlingsboot zurück, auch die Toten werden mitgenommen. Das leere Boot wird farblich gekennzeichnet, damit andere Organisationen erkennen können, dass die Bootsinsassen gerettet wurden.

Manchmal wird der Retter an Bord zum Kindergärtner

Besonders freut sich Mattes Szodrak, wenn er Kinder retten kann: „Manchmal hat man einen ganzen Kindergarten an Bord – dann ist man halt als Rettungsdienstler auch Kindergärtner“. Dass seine Arbeit in Teilen der Gesellschaft und Politik als falsch betrachtet oder gar als „Asyltourismus“ angeprangert wird, ist ihm natürlich bewusst. Wichtig erscheint ihm die Aufklärung über Fluchtursachen. Jeder könne durch sein Konsumverhalten – Stichwort fairer Handel – einen Beitrag zur Bekämpfung der Probleme leisten. In Bezug auf die politische Debatte wendet er sich gegen jede Form von Hetze: „Bemerkungen, die rassistisch, homophob, sexistisch und ähnlich sind, darf keiner mehr hinnehmen.“

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