Quelle: https://www.stuttgarter-nachrichten.de/
Die Familienmitglieder und prominente Sozialdemokraten haben am Donnerstag bei einer Trauerfeier Abschied vom verstorbenen SPD-Politiker Erhard Eppler genommen. Mit dabei war auch Gerhard Schröder.
Schwäbisch Hall - Familienmitglieder, alte Weggefährten und prominente Politiker haben bei einem Gottesdienst in Schwäbisch Hall um den SPD-Vordenker Erhard Eppler getrauert. Immer wieder ist in den Würdigungen des Verstorbenen vom „Prophet“ die Rede gewesen. „Ein Prophet, der im eigenen Land nichts gilt“, sagte etwa die Dekanin Anne-Kathrin Kruse in ihrer Ansprache in der Kirche St. Michael in Schwäbisch Hall. Julia Helmke, Generalsekretärin des Deutschen Evangelischen Kirchentages, bezeichnet den am 19. Oktober im Alter von 92 Jahren verstorbenen SPD-Granden als „prophetisch“. Er selbst, behauptete zumindest Andreas Stoch, der Landes- und Fraktionsvorsitzender der SPD Baden-Württemberg, habe sich aber stets verbeten, ein Prophet genannt zu werden – er sei Historiker, der sich vielleicht besser als manch anderer in der Geschichte auskenne.
Malu Dreyer erinnert sich an ihre erste Begegnung mit ihm – bei einer Friedensdemo
Die Geschichte und das Leben Erhard Epplers lassen die Trauerredner am Reformationstag aus ihrer jeweiligen Perspektive Revue passieren. Die Dekanin spricht davon, dass er fast jeden Sonntag in seiner geliebten Michelskirche, wie die Haller sagen, den Gottesdienst besucht habe: „Hier wurde er konfirmiert, hier haben Sie, liebe Frau Eppler, 1951 geheiratet.“ Die Generalsekretärin würdigte Eppler als einen der namhaftesten Akteure der Kirchentagsbewegung: „Er ist den schwierigen Themen und auch der kritischen Befragung seiner selbst nicht ausgewichen.“
Die kommissarische Bundesvorsitzende der SPD, Malu Dreyer, erinnerte sich an ihre erste Begegnung mit Eppler im Bonner Hofgarten bei der großen Friedensdemonstration 1981. Eppler habe vor vielen anderen verstanden, die soziale und die ökologische Frage miteinander zu verbinden. „Gerade bei dieser fortdauernden Zukunftsdebatte fehlt seine Klar- und Weitsicht heute bitterlich.“ Altbundeskanzler Gerhard Schröder würdigte seinen, wie er sagt, unverzichtbaren Ratgeber in schwierigen Zeiten: „Seine Thesen waren und bleiben für uns, unsere Kinder und Kindeskinder von größter, von wirklich überlebenswichtiger Bedeutung.“