SPD Waiblingen

Waiblinger Gespräch "Kind und Karriere" mit Sonja Willfahrt

Veröffentlicht am 21.10.2016 in Aktuelles

Obwohl Frauen das Recht haben, nach der Elternzeit wieder bei ihrem früheren Arbeitgeber zu arbeiten, gibt es noch viele rechtliche und gesellschaftliche Hindernisse. Das betonte Sonja Willfahrt, Fachanwältin für Familienrecht, beim Waiblinger Gespräch der SPD am 14. Oktober 2016, im Kulturhaus Schwanen. Sie zitierte die „Wirtschaftswoche“, welche kürzlich ausgerechnet habe, dass Mütter in Deutschland erst in 86 Jahren wirklich gleich berechtigt sind, wenn die derzeitige Geschwindigkeit beibehalten wird. Die Rechtsanwältin empfahl allen Müttern sich rechtzeitig Gedanken zu machen – nicht nur darüber, ob sie überhaupt wieder in den Beruf einsteigen wollen, sondern auch darüber, wie lange sie arbeiten wollen und ob sie wie wieder auf genau der gleich Stelle arbeiten wollen. In jedem Fall sei es besser, frühzeitig mit dem Arbeitgeber zu reden und sich nicht erst kurz vor Ende der Elternzeit zu melden.

In Sachen Steuerklasse empfahl die Anwältin den Mütter auszurechnen, ob sich verschiedene Steuerklassen wirklich lohnten. Die meisten Frauen würden ungeprüft davon ausgehen, dass bei unterschiedlichen Steuerklassen insgesamt weniger Steuern bezahlt werden muss. In den meisten Fällen ist es aber so, dass sowohl bei unterschiedlichen als auch bei gleichen Steuerklassen  von der Familie insgesamt gleich viele Steuern bezahlt werden müssen. Bei gleichen Steuerklassen ist aber oft die Frau besser gestellt.

Das Thema Unterhalt sei ein komplexes und schwieriges Thema, betonte die Referentin. Die Rechtssprechung dazu sei sehr unterschiedlich und schon bei kleinen Unterschieden in den Rahmenbedingungen können die Urteile sehr verschieden sein. Wenn der Mann mit einer neuen Partnerin Kinder habe, können die Ansprüche schnell kleiner werden und auch die Arbeitslosigkeit sei ein ständiges Risiko. Unterhalt sei darum nie eine sichere Planung für die Lebensführung. Auch aus diesem Grund empfehle sie ihren Mandantinnen, wieder in den Beruf einzusteigen. Oft sei es ein Problem, dass sich für Frauen wegen der Abgaben Arbeit erst lohnt, wenn sie höher bezahlt werden. Wenn junge Frauen darum auf Arbeit verzichten, gefährden sie aber ihre Rentenansprüche.

Für sie persönlich sei es immer schon klar gewesen, dass sie Familie und Beruf verbinden will, erzählte Sonja Willfahrt. Sie habe das Glück gehabt, dass ihr Mann immer im Haushalt mitgeholfen habe. Auch die Kinderbetreuung am Wohnort sei bei ihr gut ausgebaut gewesen. Nur viele Richter hätten zu Beginn ihrer Beruftstätigkeit kein Verständnis gezeigt, wenn sie wegen der Familie um eine Terminverschiebung gebeten habe. Doch auch hier habe ein Umdenkungsprozess eingesetzt, so dass es schon seit Jahren bei Terminverschiebungen wegen der Familie keine Probleme mehr gebe.

Viele Zuschauerinnen erzählten Geschichten über Kolleginnen und Verwandte, die diskriminiert wurden, weil sie als Mütter wieder arbeiten gingen. Auch Anekdoten über Frauen, die umgekehrt benachteiligt wurden, weil sie nicht mehr arbeiteten, waren darunter. Männer werden weiterhin belächelt, wenn sie im Haushalt tätig sind, meinten einige Zuschauerinnen. Einig war sich das Publikum, dass Beschäftigte im öffentlichen Dienst weniger Probleme haben. Hier gebe es zwar einzelne Personen, die Mütter für schlechtere Mitarbeiterinnen hielten, obwohl deren Arbeitsleistung völlig in Ordnung sei. Aber auch solche Personen müssten sich an die Gesetze halten und die Frauen nach der Erziehungszeit wieder beschäftigen. Strukturelle Benachteiligungen und Versuche, Mütter aus dem Betrieb zu drängen hatten die Zuschauer eher in der Privatwirtschaft erlebt. Selbstkritisch stellten einige Zuschauerinnen fest, dass sich Frauen durch ihren Perfektionswahn immer wieder auch selber im Weg stehen würden – wenn sie versuchten, in der Familie und im Beruf weiterhin voll da zu sein.

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