SPD Waiblingen

"Was bleibt" - Bericht der Waiblinger Kreiszeitung zur Veranstaltung zum Gedenken an Hermann Scheer

Veröffentlicht am 04.05.2014 in Presseecho

Der SPD-Ortsverein Waiblingen und der SPD-Kreisverband Rems-Murr haben am 29. April an Hermann Scheer erinnert. An diesem Tag wäre er 70 Jahre alt geworden. Nina Scheer erinnerte im Bürgerzentrum an ihren Vater. Die Waiblinger Kreiszeitung veröffentlichte dazu folgenden Bericht:

„Was bleibt“, fragte die SPD am Dienstagabend im Welfensaal des Bürgerzentrums. Wobei das Fragezeichen unterschlagen war. Und so stand das Motto zu Hermann Scheers 70. Geburtstag auch als Aussage im Raum. Dass nämlich dieser „Sonnengott“ ins energiepolitische Heute geführt hat; ein Vermächtnis, das Tochter Nina weiterführt.


Nicht einfach vorübergehenlassen wollte Jürgen Hestler, der Kreisvorsitzende der SPD, den 29. April; jenen Tag, an dem Hermann Scheer seinen 70. Geburtstag gefeiert hätte. Oder vielleicht auch nicht? Hestler sagte: „Ich bin mir nicht sicher, ob unser Hermann heute gekommen wär’.“ Vielleicht hätte er auch irgendwo in der Welt gerade seinen Flug verpasst.

Katrin Altpeter, die Sozialministerin, das Ziehkind Hermann Scheers, konnte nicht kommen zum „politischen Abend“ im Bürgerzentrum. Termine. Doch geschrieben hatte sie. Von dem Mann, der mehr Freund als Lehrer gewesen sei. Der Zwetschgenkuchen mit Schlagsahne und Lindtschokoladenhasen über alles geliebt und die Sonne in einem anderen Licht gesehen habe. Und der am Steuer ihres Autos auf einer durchaus überschaubaren Strecke im Süden Deutschlands tatsächlich viermal geblitzt worden sei.

„Hermann Scheer – Mittendrin: Bericht zur Lage von Sozialdemokratie und Republik“: In der Redaktion fanden sich am Tag von Scheers Geburtstag Massen von längst abgelaufenen Varta-Führern und Guide Michelins, Fachbüchern für Lokaljournalisten, Duden, lokalen Krimis, Geschichtswerken hiesiger Autoren und Kunstbänden. Aber nur ein einziges von Scheers Büchern. Der Band ist von 1982, das Bild zeigt einen noch sehr jungen Scheer. Sonst liegt keines seiner Bücher in all dem Staub, der sich über die Jahre in den Schränken sammelt. Die Bücher, die gelesen und besprochen wurden, hat irgendeiner aus der Redaktion stets mit heimgenommen.

An ein unheimliches Zusammentreffen erinnerte Nina Scheer, Tochter von Hermann Scheer und längst auch Bundestagsabgeordnete, in ihrer Gedenkrede, die auch eine Abrechnung mit der Politik heute ist: Am 28. Oktober 2010, genau zwei Wochen nach Hermann Scheers plötzlichem Tod, beschloss die damalige Bundesregierung die Laufzeitverlängerung für Atomkraftwerke, deren Abschaltung längst beschlossene Sache gewesen war. Die Grünen trugen an diesem Tag Schwarz. Auf Scheers Platz im Plenum lag ein Blumenstrauß.

Alte Fotos mitgebracht hatte Dieter Schwoerer, der Waiblinger Rechtsanwalt, bei dem Scheer wohnte, wenn er im Wahlkreis tourte. Fotos aus Zeiten, als Scheers Tochter Nina, die jetzt oben am Rednerpult darüber referierte, dass die schwierigsten Gesetzesänderungen in kürzester Zeit über die Bühne gehen, auf dass keiner, weder die im, noch die außerhalb des Bundestags, in der Lage dazu ist, das Ganze zu durchschauen, geschweige denn zu diskutieren – als also Tochter Nina noch so klein war, dass sie begeistert Ferien auf dem Bauernhof machte, den Reithelm fest auf dem langen, schwarzen Haar. Und Hermann Scheer steht dabei, so wie Papas in den Achtzigern halt so neben ihren Kindern standen: die Hände tief in den Taschen eines Parkas vergraben, die Hose an den Knien verbeult.

Google spuckte beim Stichwort „Hermann Scheer“ am Geburtstag rund 252 000 Interneteinträge aus, und das in 0,25 Sekunden. Mit dabei Verschwörungstheorien: „Verwandte Suchanfragen: Hermann Scheer ermordet“.

Christiane Dürr, Erste Bürgermeisterin von Waiblingen, parteilos und gekommen, um Hermann Scheer posthum ihre Aufwartung zu machen, bezeichnete ihn als „Held des grünen Jahrhunderts“. Und sie fürchtete, dass Scheer sich an dem, was an Energierevolution zurzeit hier passiert, weniger delektiert, denn es schon längst wieder hinter sich gelassen hätte.

Auf einem Redaktionsschreibtisch steht ein Kästchen mit Adress-Karteikarten. Drin steckt noch immer: Hermann Scheer, Berlin: 030/ und so weiter; Handy: 0170/ und so weiter. Und auf dem Schrank schräg gegenübersteht die gläserne Eurosolar-Kugel. Verliehen von Hermann Scheer an den Zeitungsverlag und den Kollegen Martin Winterling fürs 100-Dächer-Programm. 1998 war das – lang ist’s her, die Kugel hat Patina angesetzt.

Die Energiewende, sagte Nina Scheer, sei freilich per se ihres Vaters Anliegen gewesen. Doch die Energiewende habe noch einen übergeordneten Sinn. Energiewende sei Demokratisierung und gemeinschaftliches Zusammenwirken und ihr Vater habe es geschafft, Menschen dazu zu veranlassen, etwas anders zu machen.

Alfonso Fazio, das grüne Waiblinger Urgestein, war auch da, bei der Gedenkfeier im Welfensaal. Und wenn es wirklich möglich ist, wie im Comic gern angedeutet, die emotionale Verfassung eines Menschen an seinen Haaren abzulesen, dann war er sehr bewegt.

Dieter Schwoerer, der Freund, hatte noch ein Zitat auf die Einladung geschrieben. Von Plinius dem Jüngeren an Tacitus: „Ich schätze alle glücklich, denen es der Götter Gunst verleih, Taten zu vollführen, die der Aufzeichnung wert sind, oder lesenswerte Schriftstücke zu verfassen: am höchsten aber preise ich die, denen beides zuteilwird.“ Nichts, sagt Schwoerer, treffe besser auf Hermann Scheer zu, und der Text dürfe gerne zitiert werden.

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