SPD Waiblingen

Bewegende Mitgliederversammlung mit vielen Ehrungen

Veröffentlicht am 04.12.2019 in Ortsverein
Simone_Ehrung

Zahlreiche Mitglieder hat der Waiblinger SPD-Ortsverein bei seinem Jahresabschluss am 30. November 2019 für langjährige Mitgliedschaft geehrt. Die Ortsvereinsvorsitzende Agnes Gabriel übergab den Jubilaren Urkunde und Ehrennadeln - von zehn Jahren Mitgliedschaft bis zur seltenen Ehrung für 60 Jahre Mitgliedschaft. Viele bekannte Gesichter waren darunter, die interessante Geschichten aus den unterschiedlichsten Jahrzehnten erzählten.
 

Das Bild zeigt Simone Eckstein beim Entgegennehmen ihrer Urkunde
Foto: Marion Toboldt

Ehrungen für zehnjährige Mitgliedschaft:
Dana Maren Leist wurde in diesem Jahr zum ersten Mal in den Hohenacker Ortschaftsrat gewählt. Sie ist Rechtsanwältin und Mutter von drei Kindern.

Klaus Dieter Wolf aus Bittenfeld war schon immer gewerkschaftlich engagiert. Er hat drei Ausbildungen absolviert und sich damit einen Traum erfüllt: Als Elektromechaniker, Physiker und Sozialpädagoge.

Simone Eckstein trat 2009 der SPD während des Kommunalwahlkampfs bei. Sie kam über die SPD-Frauen auf die Liste und war von Jutta Künzel gefragt worden. In diesem Jahr hat sie nach zwei Amtszeiten nicht mehr kandidiert, weil sie als Geschäftsführerin des Diakonievereins Sindelfingen nicht mehr die nötige Zeit hat. Kindergärten und Bildung waren ihr besonders wichtig. Sie stellte fest, dass Frauen Ehrenämter immer noch schlechter mit dem Beruf vereinbaren können. Gerade deshalb müssten Frauen weiter kandidieren und die Probleme in den Räten thematisieren.

Juliane Sonntag trat ebenfalls 2009 während des Kommunalwahlkampfs der SPD bei. Kultur und Bildung waren und sind ihre wichtigsten Themen - in der Politik, aber auch in ihrem Beruf als Lehrerin in der Kunstschule. Auch sie erzählte von den Problemen, als junge Mutter das Ehrenamt und die Familie zu vereinbaren. Besonders in den ersten Jahren sei dies oft schwer gewesen. Sie trat in diesem Jahr nicht mehr an, weil sie Zeit für Familie, ihre Arbeit und Ehrenämter braucht.

Ehrungen für 25jährige Mitgliedschaft:
Heidemarie Range war von 1993 bis 1997 im Neustadter Ortschaftsrat, wo sie eine bewegte Zeit hatte. Zwei traurige Ereignisse haben sie seither tief bewegt: Der Tod Hermann Scheers 2010 und der Verlust des Landtagsmandats von Katrin Altpeter 2015. Inzwischen sieht sie sich als passives Mitglied, das die SPD mit ihrer Mitgliedschaft und den Beiträgen unterstützt.

Max Schwörer stammt aus Korb. Dort wurde er als Juso und Schüler mit 18 Jahren zum jüngsten Gemeinderat gewählt. Durch seine Jurastudium musste er nach vier Jahren von Korb weg ziehen. Inzwischen ist er Zivilrichter am Waiblinger Amtsgericht.

Gerlinde Wied muss damit leben, dass ihr Mann Roland als SPD-Fraktionsvorsitzender selten zu Hause ist. Und sie unterstützt ihn dabei. Dafür danke! Aber sie ist nicht nur "die Frau an seiner Seite".  In letzer Zeit steht bei ihr vor allem ihr Einsatz als junge Oma im Mittelpunkt.

Elvira Pott war 10 Jahre lang Ortschaftsrätin in Hohenacker. Sie ist 1994 in die SPD eingetreten, weil das die Partei war, die sich am meisten für die Kindergärten eingesetzt hat. Diese waren neben einem sicheren Straßenverkehr und den Einkaufsmöglichkeiten auch ihre wichtigsten Themen. In diesem Jahr hat sie nicht mehr kandidiert, weil sie jetzt in der Berufsschule in Stuttgart, in der sie arbeitet, ihren Bereich erweitert hat.

Oliver Stallmann ist in Backnang in die SPD eingetreten. Dort war er bis 1999 Gemeinderat und anschließend stellvertretender Ortsvereinsvorsitzender und Mitglied im SPD-Regionalvorstand. 2006 ist er aus Backnang weg gezogen, weil er eine Stelle als Lehrer in Kirchheim unter Teck bekommen hatte.

Ehrungen für 40jährige Mitgliedschaft:
Gerhard Kütterer war 49 Jahre bei der Firma Stihl beschäftigt und dort bis 1972 Betriebsrat. Er vertrat die SPD 21 Jahre lang im Beinsteiner Ortschaftsrat. Klaus Scheiner charakterisierte ihn so: "Wenn der Gerhard von etwas richtig überzeugt war, dann konnte er im Rat auch einen richtig Schwarzen umbiegen, durch seine Beharrlichkeit und seine Sturheit." Auch die Musik war für ihn immer wichtig. Er singt im Männerchor Beinstein und im Stihlchor.

Hannlore Ahlborn war lange Mitglied im Waiblinger Ortsvereinsvorstand. 16 Jahre lang saß sie im Waiblinger Stadtseniorenrat - vom ersten Gremium im Jahr 1995 an. Außerdem war sie 60 Jahre gewerkschaftlich engagiert. Ich bin wegen zwei Männern in die SPD eingetreten, scherzte sie - wegen Willy Brandt und meinem Mann. Zwei weltpolitische Ereignisse haben ihre Familie besonders getroffen: In der Nazi-Diktatur wurden drei Cousins bereits 1933 im KZ Dachau ermordet wurden, weil sie Sozialdemokraten gewesen waren. Und ihr Mann, der vor 30 Jahren starb, war am Aufstand in der DDR am 17. Juni 1953 beteiligt. Er wurde verhaftet und floh in den Westen, wo er Hannelore kennen lernte.

Ehrungen für 50jährige Mitgliedschaft:
Klaus Scheiner studierte in Tübingen Geschichte und Politik und trat 1969 in Bad Cannstatt in die SPD ein. Nach dem Studium zog er nach Beinstein, wo er Sprecher der Beinsteiner SPD, Ortschaftsrat und Vorsitzender des TB Beinstein war und engagierte sich im Heimatverein. Immer wieder bot er für den Ortsverein spezielle Stadtführungen zu politischen Themen an. Besonders gern erinnerte er sich an seine Mitarbeit an der Festschrift zum 125jährigen Bestehen der Waiblinger SPD. Die Bundespartei sieht er allerdings in einer existentiellen Krise. Hundert Jahre lang ist es der SPD gelungen, die Situation der Arbeiter zu verbessern. Dabei gab es Rückschläge und Irrtümer, aber generell war dies die Hauptaufgabe der SPD. Seit dem Beginn des 21. Jahrhunderts hat die SPD ihren Kompass verloren. Der Mitgliederentscheid ist für ihn kein Zeichen einer innerparteilichen Demokratie, sondern die Flucht aus der Verantwortung des Vorstands. Seit dem Rücktritt von Andrea Nahles traut sich keiner mehr, Konzepte zu entwickeln. Die SPD braucht dringend eine neue sozialdemokratische Erzählung, wie sie die Lage der sozial Schwachen verbessern will.

Helmut Hekmann ist 1969 in Nordhorn eingetreten, seiner Geburtsstadt. Er wurde zum ersten Mal in den Vorstand der Waiblinger SPD gewählt, als Hermann Scheer Vorsitzender war. Später war er auch stellvertretender Vorsitzender. Er war Gemeinderat in Waiblingen und Mitglied der Synode der Evangelischen Kirche. Auch als Leiter des Waiblinger Berufsbildungswerks war er ein Mittler zwischen SPD und Evangelischer Kirche. Im Ruhestand reiste er oft nach Baja und in den nahen Osten, um dort Bildungseinrichtungen für Jugendliche zu beraten. Er war auch Mitglied in der Enquete-Kommision des Baden-Württembergischen Landtags. Viele Menschen haben ihm immer wieder gesagt, dass "Hoffnungslosigkeit schlimmer als alle Krankheiten" sei. Leider ist die SPD durch die Agenda-Politik schuld an der Armut und Hoffnungslosigkeit vieler Menschen. Er hat Gerhard Schröder früh kennen gelernt und muss sagen, dass er ihn tatsächlich als arrogant und kalt erlebt hat. Er ist froh, dass er ihm zu seiner Kanzlerzeit nie begegnet ist. Wahrscheinlich hätte er Urlaub genommen, wenn er tatsächlich einen Besuch angekündigt hätte. Helmut Hekmann sprach sich nicht nur dafür aus, Harz 4 zurück zu nehmen, sondern sich auch bei allen Menschen dafür zu entschuldigen.

Ehrung für 60jährige Mitgliedschaft:

Seit 60 Jahren ist Dr. Gerd Schulte in der SPD, der bald 98 Jahre alt wird. 1959 war er in die Partei eingetreten. Er hatte seine Hausarztpraxis in Waiblingen und vertrat die SPD im Kreistag und in Gemeinderat, wo er auch Fraktionsvorsitzender war. Er erzählte, dass er in dieser Funktion einmal nach Italien gereist war. Dort hatte ein Erdbeben die Stadt Ghibellina zerstört und Waiblinger Bürger hatten für die Menschen dort gespendet. Die Stadt war so zerstört, dass sie nicht wieder aufgebaut werden konnte. Sie wurde in der Nähe ganz neu errichtet. Doch obwohl sich viele bekannte Architekten am Aufbau beteiligten, erreichte sie nie wieder die Einwohnerzahl von früher. Die schwerste Zeit in seinem Leben war die Zeit direkt nach dem zweiten Weltkrieg. Bis auf seinen Vater war die gesamte Familie bei einem Bombenangriff in Frankfurt ums Leben gekommen. Und sein Vater hielt auch ihn für tot, weil er in den Unterlagen als Gefallener geführt worden war. Allerdings durfte er im Gefangenenlager die Internationale Presse lesen und die Wahrheit über die Nazis erkennen. Seine Frau ergänzte, dass ihr gemeinsames Leben oft nur aus Arbeit bestand. Die Sprechstunden dauerten oft zehn Stunden und danach engagierte sich ihr Mann in der Kommunalpolitik. Auch nachts klingelten oft Patienten. Aber als ihr Mann in Rente war, holten sie alles nach und bereisten ganz Europa mit dem Wohnmobil.

Auch das Gedenken an die verstorbenen Mitglieder war wieder Teil des Jahreabschlusses. In diesem Jahr sind Ulrich Probst, Rainer Dold, Klaus Hallerberg und Anja Wenniger verstorben.