SPD Waiblingen

Posthume Aberkennung der Ehrenbürgerwürde

Veröffentlicht am 26.07.2020 in Fraktion

Der Gemeinderat der Stadt Waiblingen hat am 23.7.2020 Karl Ostertag die Ehrenbürgerwürde, die ihm im Jahre 1934 vom Gemeinderat Neustadt verliehen wurde, postum aberkannt.

Hierzu die Stellungnahme des SPD-Faktionsvorsitzenden Roland Wied:

Ein Ehrenbürger muss auch nach seinem Tode noch ein vorzeigbares Vorbild für die folgenden Generationen sein.

Wenn jemand eine solche Auszeichnung erhält, weil er – so der Text der Urkundslaudatio – junge Menschen

„ zu Staatsbürgern im soldatischem Geist der Manneszucht, der Unterordnung und des kameradschaftlichen Gemeinschaftsgefühls zu deutschen Nationalsozialisten und überzeugten Kämpfern unseres Führers Adolf Hitler“

erzieht, und weil er mit „dieser hohen Gesinnung“ als Fraktionsvor-sitzender der Nazi-Partei auch noch „die Gemeindeverwaltung und die Öffentlichkeit durchdringt“, dann ist das aus heutiger Sicht nicht mehr ehrwürdig.      

Wir wissen zwar nicht, ob das alles stimmt und wie genau er gewirkt hat – weil wir einfach zu wenig über diesen Mann wissen – aber wenn eine Laudatio so formuliert  ist, dann scheint da schon mehr gewesen zu sein, als das, was wir heute als schlichtes Mitläufertum oder entschuldbare Karrieresicherung bezeichnen würden.

Auch wenn es 1934 noch keinen Weltkrieg und keinen Holocaust gab, der Weg dahin war beschritten, Hetze und  Ausgrenzung und Gleichschaltung hatten bereits begonnen.

Der Mann wusste, auf welcher Seite er stand. Für das, was kommt, ist man auch dann mitverantwortlich, wenn man nur als kleinen Rädchen daran mitgewirkt hat. Darauf muss man auch aus heutiger Sicht hinweisen dürfen. Und das gilt auch heute noch.

Man kann sich gut vorstellen, wie die Verleihung mit kräftigen „Sieg Heil“-Rufen und inbrünstigem „Die Fahnen hoch …“ gefeiert wurde. Vielleicht war es ja auch nur so, dass diejenigen, die ihm diese „Ehre“ zuteil werden ließen, mit dicken Backen und markigen Formulierungen zeigen wollten, wie sehr sie selbst hinter der neuen Zeit und dem kommenden 1000jährigen Aufblühen der Nation standen.

Wir wollen den Stab über Karl Ostertrag nicht brechen, aber diese Ehrenbürgerurkunde müssen wir ihm wegnehmen. Ein Vorbild kann er nicht sein.

Trotzdem wäre es interessant, mehr über den Werdegang dieses Menschen,
vor und nach seiner Pensionierung, zu erfahren.
Und über diejenigen, die damals im Gemeinderat und im Rathaus Neustadt tätig waren.
Das könnte eine spannende Aufgabe für einen Historiker oder eine Archivarin sein. 

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